In den 90er-Jahren beschäftigte ich mich insbesondere mit der Malerei in der Natur. Auf verschiedenen Reisen entstanden teils großformatige Tempera-Malereien im Freien, direkt vor dem Motiv: archaische Bergformen in Norwegen, Farbenspiele des Wassers in Finnland, Felsformationen in Frankreich. Besonders wichtig war mir immer die Auseinandersetzung mit den Strukturen der Natur. 2019 habe ich einen neuen Zugang zur Malerei gefunden. Ausgangspunkt meiner Arbeit ist das Experiment, das Ungeplante, das Überraschende: Abklebungen, mehrschichtige Übermalungen, durch Abdrücke entstehende Strukturen und mit der Rakel gezogene Farbflächen gehen ein Spiel miteinander ein. Frei von Abbildhaftigkeit entstehen Strukturen, Assoziationen werden zur Improvisation. Vorgefundenes aufgreifend ordne ich, betone, setze Zeichen, verdichte. Mein Motto: „Den Zufall gestalten“. Seit 2023 bilden grafische Arbeiten mit Acrylfarbe und Buntstiften einen Schwerpunkt. Auf kleinformatigem Zeichenkarton werden mit Acrylfarben verschiedenste Gewebefetzen gedruckt, deren Strukturen im Abdruck die Eigenart des jeweiligen Materials spiegeln: Kette und Schuss, parallele, gekreuzte Liniengefüge, gekrümmt, verschoben, sich überlagernd, löchrig, unvollständig. Diesen sind in meinen "Verwebungen" mit Blei- und Farbstift gleichmäßige, geometrische Linien und Flächen gegenüber. Die gezeichneten Flächen greifen mit ihren sich kreuzenden parallelen, sehr dichten Schraffuren die Struktur feiner Gewebe auf. Derzeit nutze ich Transparent- und Plotterpapier als Zeichenuntergrunde z.B. für Baumscheibenabdrucke und freie Strukturelemente in Acryl, denen als Intervention mit Farbstift gezeichnete geometrische Flächen gegenübergestellt werden.