71. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 29. April - 4. Mai 2025
Faschismus, Ideologiemaschinen und die Ästhetik des Widerstands
Faschismus, Ideologiemaschinen und die Ästhetik des Widerstands
Die Podiumsdiskussionen der Kurzfilmtage
Gibt es neurologische Prädispositionen, die Menschen zur extremen Rechten treiben? Wie können Kulturinstitutionen im Zeitalter digitaler Empörung ihre Unabhängigkeit bewahren? Welche ästhetischen Strategien können heute als widerständig begriffen werden? Diese und andere Themen diskutieren die Kurzfilmtage in fünf Podien während des Festivals.
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Mittwoch, 30. April 2025
Who Goes Fascist? – Wer wird Faschist?
1941 stellte die Schriftstellerin und Journalistin Dorothy Thompson in ihrem einflussreichen Artikel „Who Goes Nazi?“ im Harper‘s Magazine die Frage, wer Nazi wird. Sie kam zu dem Schluss, dass die Antwort weniger von Ideologie als von der individuellen Persönlichkeit abhängt. 20 Jahre später testete der Psychologe Stanley Milgram in einem umstrittenen Experiment die Bereitschaft durchschnittlicher Personen, Anweisungen zu folgen, die in direktem Widerspruch zu ihrem Gewissen stehen. Das überraschende Ergebnis: Bei der Mehrzahl der Testpersonen siegte Autorität über Gewissen. Das Podium fragt mit Blick auf neue neurologische Erkenntnisse, ob es psychologische und neurologische Prädispositionen gibt, die Menschen zur extremen Rechten treiben – und welche das sein könnten.
Mit: Prof. Emilie A. Caspar, Dozentin für soziale und kognitive Neurologie, Universität Ghent; Rod Dickinson, Künstler, Bristol; Dr. Agnieszka Golec de Zavala, Dozentin für Psychologie, Goldsmiths, London; Artur Zmiejewski, Künstler, Warschau.
Moderiert von Galit Eilat, Kuratorin, Forscherin, Autorin und Leiterin des Oberhausen Seminars 2025, Tel Aviv.
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Donnerstag, 1. Mai 2025
Umwege zum Nachbarn. Der Film der DDR in Oberhausen
Anlässlich des Themenprogramms der 71. Kurzfilmtage erörtert dieses Podium die starke Präsenz des DDR-Filmschaffens bei den Kurzfilmtagen: nie selbstverständlich, nie konfliktlos!
Mit Helke Misselwitz, Filmemacherin und Professorin, Filmuniversität Babelsberg; Wolfgang J. Ruf, Leiter der Kurzfilmtage 1975-1985; Felix Mende, Kurator des Themenprogramms.
Moderiert von Cornelia Klauß, Kuratorin und Autorin, Berlin.
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Freitag, 2. Mai 2025
Ideologiemaschinen.
Die Konformismus-Falle in der Kultur und ihren Institutionen
Kulturinstitutionen geraten zunehmend unter Druck: Politische Skandale, digitale Empörung und Boykottaufrufe prägen die Debattenkultur und beeinflussen Entscheidungen über Programme, Personal und künstlerische Inhalte. In seinem Buch „Ideologiemaschinen. Wie Cancel Culture funktioniert“ analysiert der Autor Harry Lehmann diese Prozesse. Dieses Podium fragt, wie sich Kulturinstitutionen inmitten dieser Zwänge als unabhängig behaupten können.
Mit: Gertrud Koch, Professorin der Filmwissenschaft i.R., Berlin; Harry Lehmann, Autor und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Luxemburg, Berlin.
Moderiert von Jonathan Guggenberger, Autor, Kritiker und Mitglied der Programmkommission der Kurzfilmtage, Berlin.
In Kooperation mit dem European Short Film Network (ESFN)
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Samstag, 3. Mai 2025
Ästhetik des Widerstands
Wirklich jetzt?! Ästhetische Strategien zwischen Immunität und Resilienz
Wie verhalten sich Kunst und Film zu Kritik und politischer Vereinnahmung? Machen als „politisch“, „aktivistisch“ oder „kritisch“ markierte Positionen Kunst und Film wirklich widerständig – und gegen was? Oder tragen sie zu ihrer Entpolitisierung bei? Liegt Widerstand eher in der Auseinandersetzung: in der Offenheit für Ambivalenzen, für Uneindeutigkeiten und Reibungen? Entlang ihrer eigenen Praxis in Kunst und Lehre diskutieren die Gäste, welche ästhetischen Mittel und Strategien heute noch widerständig sind.
Mit: Annika Larsson, Künstlerin und Professorin für Time-based Media an der Muthesius Kunsthochschule Kiel, Berlin; Roee Rosen, Künstler und Filmemacher, Tel Aviv; Franz Wanner, Künstler und Filmemacher, Berlin.
Moderiert von Jonathan Guggenberger (s.o.) und Michel Wagenschütz, Künstler, Theater- und Filmemacher und Mitglied der Programmkommission der Kurzfilmtage, Berlin.
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Sonntag, 4. Mai 2025
Kritische Nähe, produktive Distanz.
Filme des Festivals und ihre Verhältnisse
Anknüpfend an das Panel zur „Ästhetik des Widerstands“ diskutieren die Kurzfilmtage mit Filmemacher*innen und Juror*innen des Festivals darüber, wie sie den eigenen Blick ins Verhältnis setzen, in Filmen wie im Sprechen über Filme. Welche Rolle spielen dabei die Produktionsbedingungen? Politische Haltungen, Identität und Identifikation? Eine Selbstbefragung, die sich bewusst den konkreten filmpraktischen und -kritischen Kriterien widmet, die in der Arbeit an Filmen, in Jurys und auf dem Festival zum Ausdruck kommen.
Mit: Philipp Gufler, Künstler, Amsterdam/München; Philbert Aimé Mbabazi Sharangabo, Filmemacher, Kigali; Silke Schönfeld, Filmemacherin, Amsterdam/Dortmund.
Moderiert von Jonathan Guggenberger und Michel Wagenschütz (s.o.).
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Oberhausen, 24. April 2025
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Pressekontakt: Sabine Niewalda, T +49 (0)208 825-3073, niewalda@kurzfilmtage.de